GAMP®5*-Konferenz: Computersysteme für Modernisierung und höhere Effizienz

    

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Die aktuellen Herausforderungen in der Pharmaindustrie sind vielfältig und führen mittel- und langfristig zu geänderten Arbeitsweisen in Design, Produktion, Labor und Qualitätsmanagement. An vielen Stellen werden neue oder geänderte Verfahren und Arbeitsweisen eingeführt, um die Abläufe zu modernisieren oder effizienter zu gestalten. Zudem werden neue Technologien zusehends reifer und sind daher für den Einsatz in der Pharmaindustrie geeignet.

Die GAMP®5-Konferenz hat es sich zur Aufgabe gemacht, neben den neuen Aktivitäten und Publikationen der GAMP®-Organisation solche neuen Strömungen zum Einsatz von Computersystemen im regulierten Bereich aufzugreifen und zur Diskussion zu stellen. Im letzten November waren dazu knapp 160 Teilnehmer aus Pharmaindustrie und Behörden sowie Lieferanten und Berater angereist.

Das erste Schwerpunktthema der Konferenz befasste sich mit der Datenintegrität, also der Korrektheit der für GMP-relevante Entscheidungen notwendigen Rohdaten und davon abgeleiteten Daten. Dies liegt z.Zt. im besonderen Fokus der Überwachungsbehörden.

Eberhard Kwiatkowski von Bayer Pharma ging gleich anfangs auf die Frage ein, wie Rohdaten zu anderen Datenarten, wie Messdaten und Prozessdaten, aus Industriesicht abgegrenzt werden und an welchen Stellen im Lebenszyklus eines Systems Rohdaten entstehen können. Anhand einiger Beispiele zeigte er die Zuordnung der Daten zu den Rohdaten auf.

Folgend stellte Rolf Blumenthal, Werum Software & Systems, Methoden und Lösungen zur Gewährleistung der Datenintegrität vor. Insbesondere sind dabei Daten zu betrachten, die als kritische Qualitätsattribute und davon abgeleitete kritische Prozessparameter bezeichnet werden. Diese müssen mit geeigneten Steuerungsstrategien innerhalb des Design-Space gehalten werden. Bei der Entwicklung solcher Steuerungsstrategien, die als Herstell-Vorschrift oder Master Batch Record bezeichnet werden, müssen geeignete Methoden zur Überprüfung der Integrität eingesetzt werden. Von gleicher Bedeutung sind Verfahren zur sicheren, fehlerfreien und effizienten Material- und Equipmentidentifizierung. Der Vortrag gab einen Überblick über geeignete Methoden für diese Aufgaben.

Die Vertreterin des Staatlichen Gewerbeaufsichtsamt, Dr. Christa Färber, beleuchtete die Datenintegrität aus Inspektorensicht. Zu Beginn gab Sie eine Übersicht über die regulatorischen Anforderungen zur Datenintegrität in den GMP- und GCP-Bereichen. Sie stellte die Bedeutung der Datenintegrität auf die Patientensicherheit heraus und zeigte, wie die Datenintegrität durch geeignete Maßnahmen in der Validierungs- und in der Betriebsphase sichergestellt und in der Produktion und Qualitätskontrolle überprüft werden kann. Abschließend sprach Sie über die Vorgehensweisen und Fragestellungen von Inspektoren hinsichtlich der Überprüfung der Datenintegrität. Sie wies darauf hin, dass in diesem Jahr in Inspektionen erhebliche Mängel bis hin zu Missbrauch bezüglich der Datenintegrität festgestellt wurden.

Die anschließende Podiumsdiskussion zum Thema Datenintegrität wurde als offene Plenardiskussion geführt - mit einer Mischung aus Statements der Podiumsteilnehmer sowie vielen Fragen und Statements aus dem Plenum. Von besonderem Interesse waren dabei der Umgang mit der Datenflut und die strukturierte Löschung von Daten.

Die vier parallelen Diskussionsrunden am Nachmittag des ersten Konferenztages wurden je zweimal angeboten und waren durchweg gut besucht, wenngleich die Themen Mobile Devices- und Globale Systeme etwas stärker nachgefragt waren.

Karl-Heinz Menges vom Regierungspräsidium Darmstadt sowie Dr. Wolfgang Schumacher von F. Hoffmann-La Roche, diskutierten in Diskussionsrunde 1 das Thema Mobile Devices - Einsatzbereiche, Validierungsansatz, elektronische Unterschrift und Sicherheitsaspekte. Mobile Geräte spielen inzwischen eine wesentliche Rolle in der industriellen Produktion und werden auch im regulierten Bereich zunehmend verwendet. Die Probleme, die sich aus den Eigenarten der Geräte ergeben, wie kurze Lebensdauer, unterschiedliche Betriebssysteme, mangelndes Problembewusstsein bei den Anwendern oder flexible Konfiguriermöglichkeiten müssen durch entsprechende Maßnahmen wie besondere SOPs für den Einsatz, eine spezifische GMP-App, servergesteuerte Zeitführung bei elektronischen Unterschriften oder verstärkte Kontrolle auf autorisierten Einsatz der Geräte beseitigt werden.

Diskussionsrunde 2 beschäftigte sich mit Agilen Methoden der Softwareentwicklung. Prof. Ayelt Komus, Hochschule Koblenz, und Dr. Eberhard Klappauf von COMLINE diskutierten in der Gruppe die Chancen und Risiken des Einsatzes Agiler Methoden im regulierten Umfeld. Dabei wurden einige dieser Agilen Methoden besonders beleuchtet. Ausgehend von einer Studie zu deren Vor- und Nachteilen wurde heraus gearbeitet, dass es auch im regulierten Umfeld viele Bereiche gibt, in denen solche Methoden problemlos eingesetzt werden können, dass aber stets die Vereinbarkeit mit den GxP-Vorschriften sicher zu stellen ist.

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In Diskussionsrunde 3 ging es um das papierlose Labor als Lösung für Datenintegritätsfragen in der QC. Dieter Weiser, Takeda, und Dr. Arno Terhechte von der Bezirksregierung Münster stellten dort Datenintegritätsprobleme im klassischen Laborbetrieb und zumindest in Teilen papierlose Lösungen in den Mittelpunkt. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Frage der Wirtschaftlichkeit einer papierlosen Laborinstallation, da hierfür ein erhöhter Installationsaufwand angesetzt werden muss. Die Kosten der Installation hängen auch wesentlich davon ab, welche Daten zu berücksichtigen sind. Das Resümee der Runde war jedoch eindeutig: papierlose Installationen werden im Laborbetrieb die Zukunft darstellen.

Globale Systeme standen im Zentrum der Diskussionsrunde 4. Frank Behnisch von CSL Behring, und Dirk Spingat, Bayer HealthCare, erarbeiteten Detailaspekte, die bei der Implementierung und dem Einsatz globaler Systeme zu berücksichtigen sind. Dabei gingen sie von einer Mind-Map-Darstellung der übergeordneten Aufgabenbereiche aus. Insbesondere wurden Anforderungsspezifikationen (URS), die Verwendung von (Akzeptanz-)Testergebnissen, die Änderungslenkung im Projekt und im laufenden Betrieb sowie Workflow-Entscheidungen bearbeitet.

Zum Abschluss des ersten Tages stellte Dr. Heinrich Hambloch die weltweite GAMP®-Organisation und die GAMP®- Publikationsreihe vor. Er adressierte ferner die aktuell laufenden Aktivitäten im Rahmen von Spezialisten-Arbeitsgruppen und die daraus entstehenden neuen oder überarbeiteten Gute-Praxis-Leitfäden.

Der Vormittag des zweiten Tags stand unter dem Motto "Serialisierung, Track and Trace". Die Techniken umfassen die eindeutige Codierung der Arzneimittel-Sekundärverpackungen zum Schutz vor Plagiaten und die Verfolgung des Distributionswegs bis in die Apotheke. Es ist zu erwarten, dass die Behörden den Einsatz dieser Techniken in der Zukunft gesetzlich fordern werden.

Matthias Wilke von Bayer Pharma stellte die Gründe für die Track and Trace-Techniken und die regulatorischen Anforderungen vor, die sich international erheblich unterscheiden. Er arbeitete die Unterschiede in den wichtigsten Staaten heraus. Im zweiten Teil seines Vortrags gab er einen Überblick über die technische Umsetzung dieser Techniken mittels einer global/lokalen Systemarchitektur und einem ePedigree, einem elektronischen Lebenslauf für jede einzelne Verkaufsverpackung.

Die Erfahrungen aus der Implementierung von Track and Trace in einem internationalen Konzern beschrieb Andreas Hengstberger von Takeda Austria. Genauer ging es dabei um die Strukturierung von Track and Trace-Lösungen in einem Multi-Site-Umfeld von der Produkt- und Prozessplanung über die Planung der Technologie bis Projektgestaltung bei Auftraggeber und Lieferant und welche Punkte dabei zu beachten sind. Anschließend ging er auf Infrastruktur und ERP- Einbindung, die Validierung, Verifikation und Qualifizierung sowie die Prozessabläufe und Stammdatenmanagement ein.

Im dritten Beitrag des Schwerpunkts präsentierte Harald Hermann, Rockwell Automation Solution, die Anforderungen an und Umsetzung von Track and Trace-Lösungen beim Lieferanten. Ausgehend von betrieblichen Anforderungen aus der Logistik und der Verpackung entwickelte er die Anforderungen an Track and Trace-Lösungen. Standards wie ISA S88 oder GS1 EPCIS bieten bei der Umsetzung der Lösungen Unterstützung, so Hermann. Danach zeigte er, wie die Integration mit IT-Systemen und der Datenaustausch mit Länderdatenbanken realisiert werden kann. Sein Vortrag schloss mit einer Darstellung einer Software- Architektur für die High-speed-/Massendaten-Verarbeitung und einer Validierungs- und Einführungsstrategie für solche Lösungen.

Die anschließende Plenardiskussion zeigte, dass das Thema in vielen Firmen aktuell sehr stark betrachtet wird und dass noch recht viel Unsicherheit über den richtigen Lösungsweg besteht.

Cloud Computing stellte das dritte Schwerpunktthema der letztjährigen GAMP®5-Konferenz. Nachdem das Thema im IT-Bereich progressiv wächst und auch bereits seit einigen Jahren im regulierten Bereich diskutiert wird, sollten sich die Vorträge mit der Frage befassen, welche zusätzliche Risiken durch die verschiedenen Cloud-Ansätze entstehen und wie diese reduziert werden können.

Konstantin Clevermann, IDS Scheer Consulting, überschrieb seinen Vortrag deshalb mit der Frage "Cloud Computing - Lösung oder Anfang aller Probleme?". Darin stellte er zunächst die verschiedenen Cloud-Computing- Modelle und ihre Architekturen vor. Seiner Feststellung zufolge gibt es keine einheitliche Lösung zur Validierung und Compliance von Cloud-Computing. Aus einer Übersicht zu den grundsätzlichen Vorteilen und Risiken des Einsatzes von Cloud Computing leitete er kritische Erfolgsfaktoren und Schlüssel-Risiken für die Compliance ab. Eine Übersicht mit Validierungsansatz-Empfehlungen für die verschiedenen Cloud-Computing-Modelle unterlegte er mit verschiedenen Beispielen.

, In einer Fallstudie zu Cloud-Lösungen, vorgestellt von Ralf Hössel von Boehringer Ingelheim Pharma, ging es um Erfahrungen aus dem Projekt, dem Rollout und dem Betrieb der Systeme. Einer Erörterung der Rollen und Verantwortlichkeiten beim Pharmaunternehmen und bei externen Dienstleistern und Lieferanten folgte eine Betrachtung der Validierungsdokumentation in der globalen Projektphase sowie der Datenmigration und Datenintegrität in der realisierten Cloud-Struktur unter Berücksichtigung der Outsourcing- Prozesse. Er wies darauf hin, dass eine Cloud- Lösung anspruchsvolle Regelungen für die Betriebsphase erfordert und spezielle SOPs zur Regelung des produktiven Betriebs, die die Besonderheiten in einer Cloud-Umgebung berücksichtigen, zu generieren sind. Mit einer Betrachtung von Stolpersteinen bei der Einführung von Cloud-Lösungen und Empfehlungen für die Durchführung solcher Projekte schloss er seinen Vortrag ab.

Folgend stellte Dr. Eberhard Klappauf, COMLINE, in seinem Beitrag die Frage, ob die Validierung in der Cloud einen Paradigmenwechsel bedeutet. In seiner Antwort ging er auf die beiden Ansätze SaaS (Software as a Service) und PaaS (Platform as a Service) ein und beschrieb, welche Validierungskonzepte in diesen beiden Strukturen anzuwenden und welche Besonderheiten dabei zu beachten sind. Schritt für Schritt ging er dabei auf die Bereiche der IT-Governance, der Validierungspläne, der SOPs und der besonderen Risikobehandlung ein. Im zweiten Teil seines Vortrags beschrieb er verschiedene Ansätze zum Übergang in eine Cloud-Umgebung und die dabei erforderlichen Validierungsschritte. Im Fazit stellte er fest, dass sich zwar kein Paradigmenwechsel durch den Übergang in Cloud-Umgebungen ergibt, dass aber der Umfang der Validierung deutlich größer wird, eine Festlegung und strikte Befolgung eines Validierungsrahmenwerks für Cloud-Computing mit strengen Governance-Regeln erforderlich ist und zusätzliche Validierungsaufgaben zu berücksichtigen sind.

Auch hier schloss sich eine Plenardiskussion an, in der insbesondere die Auswahl eines geeigneten Modells und die inspektionssichere Durchführung der Verifizierung und Validierung von Cloud-Strukturen diskutiert wurden.

Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass die Konferenz wiederum einen gut dosierten Mix von Präsentationen, Plenardiskussionen und spezifischen Diskussionsrunden enthielt. Wiederum wurden die offenen Plenardiskussionen von den Teilnehmern als besonders positiv gesehen.

Zusätzlich fand am 2. Tag der GAMP®5-Konferenz parallel eine GCP-Konferenz statt, die besondere Themen der Validierung von Computersystemen im GCP-Bereich aufgriff.

Die Konferenz wurde durch eine Fachausstellung von acht Firmen begleitet. Diese war direkt vor den Vortragsräumen im Foyer beheimatet, so dass problemlos Kontakte zwischen Ausstellern und Teilnehmern geknüpft werden konnten.

GAMP®5-Konferenz 2015 - die elektronische Vernetzung aller Geschäftsprozesse

Die erfolgreiche Konferenz wird auch 2015 als 8. Offizielle GAMP®5-Konferenz fortgeführt. Sie wird am 1./2. Dezember wieder im Dorint-Kongresshotel in Mannheim stattfinden. Am Tag nach der GAMP®5-Konferenz werden die Spezialthemen "GCP" und "Von den Rohdaten zur Datenintegrität" in eintägigen Nachkonferenzen angeboten.

Seit mehreren Jahren wird die vollständige Digitalisierung und elektronische Vernetzung aller Geschäftsprozesse und Wertschöpfungsketten diskutiert. Im industriellen Produktionsumfeld wird diese Strategie inzwischen als die vierte industrielle Revolution, kurz Industrie 4.0 bezeichnet. Sie hat die "intelligente Fabrik" als Ziel und ist, insbesondere aus Sicht der Herstellung patientenbezogener Arzneimittel, auch für die Pharmaindustrie von großer Bedeutung. Eng damit verbunden sind Fragestellungen der Effizienzsteigerung der Produktionsprozesse und der eindeutigen Kennzeichnung und Verfolgbarkeit der Arzneimittel.

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Bezogen auf Computersysteme werden deshalb wieder drei Schwerpunkte mit jeweils einer Plenumsdiskussion im Anschluss an die Vorträge angeboten:

  • Industrie 4.0 ist ein Zukunftsprojekt im Bereich der Hightech-Strategie der deutschen Bundesregierung, mit dem in erster Linie die "Informatisierung" der Fertigungstechnik vorangetrieben werden soll. Nach einer Einführung in die Grundsätze von Industrie 4.0 und deren Einbindung in andere Digitalisierungsbewegungen wird versucht, die Bedeutung für die Pharmaindustrie zu beleuchten und die Herausforderungen an die Compliance zu bewerten.
  • Durch den Einsatz der GAMP®-Prinzipien soll bei der Implementierung und dem Betrieb von computergestützten Systemen die Effizienz gesteigert werden. An verschiedenen Fallstudien aus drei Pharmaunternehmen wird dargestellt, welche Effizienzsteigerungen durch den Einsatz der GAMP®-Prinzipien erreicht worden sind.
  • Während 2014 die "Track and Trace" Methoden intensiv vorgestellt wurden, werden dieses Jahr zwei Pharmafirmen und ein Zulieferer über ihre Erfahrungen bei der Umsetzung berichten.

In vier parallel laufenden Veranstaltungszügen am Vormittag des 2 Tages werden zwei Diskussionsrunden die Themen Outsourcing von GxP-bezogener Infrastruktur sowie Kundenanforderungen und Kundenaudit aus Lieferantensicht aufgreifen. Daneben werden eine Use-Case-Erarbeitung für Mobile Devices und ein Planspiel zur Computersystem- Validierung für Newcomer angeboten.

Autor:
Prof. Dr. Hartmut Hensel
... ist Mitglied des GAMP® Steering Committees Europe und Leiter der deutschsprachigen GAMP®-D-A-CH-Organisation. Prof. Hensel ist Übersetzer der deutschen Versionen des GAMP®5 und des GAMP®5- Begleitbands für den Betrieb computergestützter Systeme.

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